Jan Costin Wagner als "Rasender Reporter"

 

Jan Costin Wagner hat einen neuen Roman geschrieben, „Eden“ heißt er und erscheint dieser Tage bei seinem Haus-Verlag, Galiani Berlin. 

Wenn ich richtig gezählt habe, dann ist es mittlerweile bereits sein zwölfter Roman, der vorliegt und welche LeserIn davon ausgeht, dass es wieder ein Krimi sein wird, der/die tut gut daran, dieses Genre diesmal, zumindest in einem erweiterten Sinn zu betrachten.

Erzählt wird von einem Attentat mit islamistischen Hintergrund, das verübt wird während eines Pop-Konzertes. Es werden Bezüge zu dem viel zu kurzen Leben des Opfers hergestellt und die Handlungsstränge und Perspektiven gelten sowohl den Betroffenen als auch dem Täter. Aus diesem Kaleidoskop unterschiedlicher Wahrnehmungen und Reflexionen gelingt es dem Autor, einen mikroskopischen Befund der Gesellschaft zu formen, in der wir leben.  

Jan Costin Wagner, dessen Lebensmittelpunkt in Hessen liegt, hatte bei dieser Geschichte, so schien es mir, immer wieder auch das furchtbare Attentat, bei denen vor fünf Jahren in Hanau neun Menschen durch die rassistischen Motive des Täters unschuldige Opfer wurden, vor Augen.

Die Sprache Wagners ist klar und präzise und sein narrative Gerüst wird durch ein sensitives Gespür für seine Figuren getragen. In seiner, einer journalistisch-literarischen Reportage nicht unähnlichen Diktion, erinnerte es mich in einigen Passagen eben auch an die glänzende Vorlage des „Rasenden Reporters“ von Egon Erwin Kisch. 

Der Titel des Romans „Eden“ impliziert das Paradies, welches Eden in der islamischen Religion darstellt und das Cover formt in seiner Anmutung jene Zäsur, die durch den Missbrauch dieses Wortes geschieht – sehr gelungen! 

Zuweilen ertappte ich mich dabei, in einem packend geschriebenen Jugendbuch zu lesen, was der Intensität keinerlei Abbruch tat. Vielleicht war das aber auch dem Umstand geschuldet, dass ein Teil der Protagonisten, Handelnde im Teenager-Alter sind.

Gewünscht hätte ich mir, dass die Beweggründe des Täters und das Umgehen der durch die gravierenden Ereignisse auf eine Zerreißprobe gestellten Beziehung zwischen Mutter und Vater des Opfers, noch reflektiver ausgelotet wurden wären. 

Insgesamt gebe ich dem Buch aber eine unbedingte Leseempfehlung, schon auf Grund der aktuellen, gesellschaftlichen Relevanz und wünsche dem Autor auf seiner bevorstehenden Lesereise viel Erfolg. Und wenn ich noch einen Wunsch äußern dürfte, vielleicht kann der Verlag bei seiner Presse- und PR-Arbeit darauf hinwirken, möglicherweise in einer späteren Taschenbuch-Ausgabe, dass dieses Buch Zugang zu den Kanälen findet, über die aktuelle Schullektüren generiert werden - der Stoff dieser Geschichte verlangt danach!

Jan Costin Wagner, „Eden“ Roman, Galiani Berlin, gebunden, 313 Seiten, ISBN: 978-3-86971-259-8, Preis: 24€ ;